Jugendarbeit in der Kirchengemeinde Lintorf

Nachricht 21. Mai 2019

Diakon Andreas Rohdenburg

Jugendarbeit in der Kirchengemeinde Johannes der Täufer, Lintorf

Für ungewöhnliche Ideen ist Diakon Andreas Rohdenburg inzwischen bekannt: Er fährt mit Jugendlichen zu Workcamps nach Armenien, lädt mit erlebnispädagogischen Aktionen Jugendliche ein, den Glauben zu entdecken, ist musikalisch und ökologisch engagiert. Seine Gemeindestelle wird durch Spendenmittel finanziert. (Stichworte: Gemeinde, Jugendarbeit, Spiritualität, Kirche², FreshX, Ökologie)

Dede: Sie sind Diakon in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Johannes der Täufer, Lintorf. Es ist in der heutigen Zeit relativ selten, dass ein Diakon ausschließlich in einer einzigen Kirchengemeinde tätig ist. Wie ist das möglich?

Rohdenburg: Naja, unsere Gemeinde ist zudem mit 1800 Gemeindegliedern nicht besonders groß. Allerdings muss man sagen, dass es in Lintorf in der Vergangenheit in unserer Gemeinde eine Erweckung gegeben hat, die bis heute nachwirkt. So haben hier viele Gemeindeglieder das ureigene Anliegen, Glaube an die Jugend weiter zu geben. Auf dieser Grundlage hat die Gemeinde 1994 den Verein für missionarische Jugendarbeit (VfmJ e.V.) ins Leben gerufen, der seit 1996 diese Stelle für Jugendarbeit ermöglicht und zu 100 % selbst finanziert. Es gab immer wieder gute und innovative Ideen, die Einnahmen über Mitgliedsbeiträge hinaus zu konsolidieren. Zum Beispiel durch Sonnenenergie, Apfelpressen, Mottotage und Weihnachtsmarkt.

Dede: Es gibt also Engagement von vielen Seiten und mit vielen Facetten. Was ist genau Ihre Aufgabe in der Gemeinde?

Rohdenburg: Meine Aufgabe ist es, Jugendliche zu begleiten, ihre Gott gegebenen Gaben zu entdecken und zu entfalten. Sie werden in theologischer, pädagogischer, sozialer Kompetenz und Leitungskompetenz geschult. Außerdem sehe ich es als meine Aufgabe, Räume zu schaffen, in denen Jugendliche ihren Glauben, ihre Kreativität und ihre Interessen entfalten können.

Besonders am Herzen liegt mir die Begegnungsarbeit in Armenien. Wir haben dort eine befreundete Gemeinde, zu der wir seit 2011 regelmäßig hinfahren, um dort gemeinsam mit den Mitarbeitern aus Nshavan (Armenien) Häuser zu bauen, Kinderprogramme zu gestalten und schöne Dinge zu unternehmen.

Dede: Wo liegen Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Rohdenburg: Zunächst geht es mir in meiner Arbeit darum, Jugendliche zum Glauben an Jesus Christus einzuladen, sie im Glauben zu begleiten, die Bibel kennenzulernen und Seelsorge anzubieten. Eigentlich zielen alle Aktionen, alle Fortbildungen darauf ab, auch wenn es nicht immer angeraten ist, das so ganz offensiv anzugehen, wenn Du weißt, was ich meine. Den Holzhammer lasse ich da eher zuhause. Ich würde mich aber doch als Missionar und Lebensbegleiter unter Jugendlichen verstehen. Für mich war es immer schon wichtig, zuzuhören, Fragen zu stellen, zu begleiten, gemeinsam nachzudenken. Mir geht es darum, mit Ihnen „Points of views“ austauschen. Ich mag an dieser Stelle lieber den Begriff „Point of view“. Wir Deutschen reden ja gerne von Standpunkten. Ich habe aber weniger einen Standpunkt, als einen Point of view.

Außerdem ist es mir im Laufe meiner erlebnispädagogischen Ausbildung wichtig geworden, Glaubensinhalte erlebbar und greifbar zu machen.

Und dann liebe ich die geistliche Popmusik. Zum Glück hat sich da in den letzten zehn Jahren viel getan, so dass die Jugendlichen christliche Songs auch auf dem Schulhof abspielen können, ohne dass es ihnen peinlich wäre. Es macht Spaß, die neue geistliche Musik in unseren Musikgruppen und Bands zu spielen.

Dede: Es ist Ihnen anzuspüren, dass Sie mit Leib und Seele Diakon sind. Ich frage trotzdem, wo ihr Herz am meisten schlägt, was sie am liebsten tun?

Rohdenburg: Am liebsten gestalte ich mit einem Mitarbeiterteam eine richtig schöne Freizeit in Armenien oder am Mittelmeer. Mein Herz geht auf, wenn Jugendliche Gaben an sich entdecken, die sie selbst und auch andere nicht für möglich gehalten hätten und wenn Jugendliche sich durch die Arbeit in unserer Gemeinde anfangen, sich etwas zuzutrauen. 

Dede: Womit, bzw. wie gelingt es Ihnen, die Menschen für den Glauben zu interessieren?

Rohdenburg: Ich kann nicht sagen, wie es mir gelingt. Es sind in unserer Gemeinde einfach die vielen, die ihren Glauben zeugnishaft leben und es ist der heilige Geist, der Glauben bewirkt. Mein Werk würde ich darin sehen, die Glaubenszeugen mit den Suchenden und Fragenden zusammenzubringen. Es sind fast nie Argumente oder Aktionen, die Menschen zum Glauben führen, sondern fast immer das Mitgehen, Miterleben und die Möglichkeit, selbst etwas ausprobieren zu können, sei es eine Andacht, eine Bibelarbeit oder die Gesprächsleitung in einer kleinen Zeltgruppe.

Dede: In welche Netzwerke ist Ihre Arbeit/sind Sie eingebunden?

Rohdenburg: Ich arbeite eng mit unserem Kirchenkreisjugendwart und über ihn auch mit Kirchengemeinden im Kirchenkreis Bramsche zusammen. Besonders bei der Ausbildung von Gruppenleitern, Chorleitern und dem Gestalten von größeren Events. Wir haben aber auch ein „Netzwerk Jugendarbeit“ bei dem ich in Zusammenarbeit mit vier Freikirchen in unserer Region alle drei Monate einen Jugendgottesdienst anbieten kann.
Aber auch mit den politischen Jugendarbeitern arbeite ich gerne zusammen. So haben wir im Gemeindejugendtreff Bad Essen eine Boulderhalle gebaut, verwandeln mit dem DLRG das Schwimmbad in eine riesige Poolparty, bieten Outdoor-AGs in der Grundschule an und gestalten mit der politischen Gemeinde zusammen die Hilfe für Geflüchtete. 

Dede: Sie fahren Elektroautos, sind Erlebnispädagoge, Musiker und engagieren sich u.a. für Projekte in Armenien. Was sagt das über den Diakon Andreas Rohdenburg aus?

Rohdenburg: Ich bin immer wieder auf der Suche nach dem, was irgendwie richtig ist, was Spaß macht, was mir und die Menschen um mich herum irgendwie weiterbringt und was eben auch irgendwie besonders ist. Ich habe Lust, die noch nicht ausgetretenen Wege zu finden. Ich liebe die Entdeckungen auf Abkürzungen (die manchmal keine sind), auch im metaphorischen Sinn. Manchmal verheddert man sich da auch und stellt fest, dass doch nicht alles richtig war, was man mal ausprobiert hat. Aber ich wollte es dann wenigstens versucht haben. Was das Elektroauto angeht, beinhaltet es für mich den Versuch, ein schöpfungsmäßig verantwortbares Leben zu gestalten. Darüber kann man natürlich diskutieren, und das tue ich auch gerne. Als Erlebnispädagoge möchte ich gerne Erfahrungen generieren in der Natur und in Gruppen und diese zu deuten und ins Leben zu übertragen helfen. Musiker bin ich schon von Kindesbeinen an. Daher gehört das zu mir wie meine Brille, durch die ich die Welt betrachte. Armenien liegt mir seit 1996 am Herzen, da ich seit dieser Zeit persönliche Beziehungen in dieses Land pflege. Während eines Besuches 2008 habe ich allerdings die Not einerseits und andererseits die unwahrscheinliche Schönheit und Gastfreundschaft dieses Landes erlebt. Seit 2011 organisiere ich alle zwei Jahre Workcamps dorthin. Das besondere an diesen Fahrten ist wirklich, dass jeder, der einmal dabei gewesen ist, unwahrscheinlich beeindruckt war, von den Menschen und der Kultur dieses Landes. Hier würde ich sagen, dass wir als Gemeinde mit der Freundschaft zu der Gemeinde in Nshavan einen guten Weg beschritten haben, den ich auch gerne weitergehe.

Dede:  Wie kann man mehr von Ihrer Arbeit erfahren und wie kann man Kontakt mit Ihnen aufnehmen?

Rohdenburg: Gern eine Mail schreiben, vorbeikommen oder anrufen. Kontaktdaten findet man bei www.kirche-lintorf.de

Dede: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Andreas Rohdenburg ist seit 1998 Diakon in Bad Essen OT Lintorf und dort für die Jugendarbeit angestellt. Er hat 1996 bis 1998 an dem theologisch pädagogischen Seminar Malche e.V. (damals missionarisch diakonische Ausbildungsstätte Malche e.V.) die Ausbildung zum Diakon gemacht und seinen Abschluss im Jahr 1998 erworben. Er wurde 1998 als Diakon eingesegnet. Vorher, 1989 bis 1991, hat er vier Semester Theologie in Münster studiert, hat dies aber auf Grund einer tiefen Glaubenskrise während des Studiums nicht beendet. 1991 bis 1995 war er in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung und der Kirchenmusik tätig. In dieser Zeit hatte er Kontakt zu einer Baptistengemeinde in Bremen. Viele gute Impulse aus dieser Art von Gemeindeleben haben ihn bewogen, das in seine Arbeit in der Ev. Luth. Landeskirche einzubringen und überkonfessionell vernetzt zu arbeiten.