Missionarische Arbeit mit Familien in der St.Paulus-Gemeinde in Buxtehude

Nachricht 04. Februar 2019

Interview mit Ilse Möhrchen, Diakonin in Buxtehude

Missionarische Arbeit mit Familien in der St. Paulus-Gemeinde in Buxtehude ist der Dienstauftrag von Diakonin Ilse Mörchen. Sie lädt Eltern getaufter Kinder ein und entwickelt  daraus generationenübergreifende Angebote. (Stichworte: Kirche²; FreshX, junge Familien, Generationen)

Dede: Sie sind seit vielen Jahren als Diakonin in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers tätig. In welchen Feldern haben Sie bisher gearbeitet?

Mörchen: Seit 1994 arbeite ich als Diakonin und bin hauptsächlich in den ganz klassischen Feldern Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Kindergottesdienst und Konfirmandenarbeit tätig gewesen. Im Unterschied zu den meisten Berufskolleg*innen habe ich immer in einer Gemeinde gearbeitet, nie auf Kirchenkreisebene oder in Regionen. Im Berufspraktikum hatte ich eine Stelle für die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung und in diesem Bereich bin ich - mit wenigen Stunden - auch jetzt noch immer wieder gerne aktiv. Ich bin mit der Lebenshilfe hier in Buxtehude gut vernetzt.

Dede: Was war der Anlass dafür, das Arbeitsfeld auf die missionarische Arbeit mit Familien zu konzentrieren?

Mörchen: Der äußere Anlass war die Tatsache, dass ich nach einigen Jahren, in denen ich wegen unserer drei Kinder in Teilzeit gearbeitet habe, wieder mit voller Stelle tätig sein wollte. Vorher hatte ich vor allem Kindergottesdienst, Krabbelgottesdienst und Konfirmandenarbeit als Schwerpunkte. Es war klar, wenn ich 38,5 Wochenstunden arbeiten wollte, müsste etwas dazu kommen.

In Buxtehude, was im Speckgürtel von Hamburg liegt, sind die Kirchenmitglieder in der Bevölkerung in der Minderheit. Selbst die, die noch in der Kirche sind, wissen häufig nicht, was es mit dem Glauben eigentlich auf sich hat und wofür Kirche überhaupt steht. Der Traditionsabbruch, der auch von der Bewegung Kirche² (oder  ‚Fresh Expressions of Church‘) immer wieder beschrieben wird, ist bei uns überall spürbar. Dagegen wollten wir etwas tun. Wir wollten bewusst generationsübergreifende Angebote schaffen, die diesem Traditionsabbruch entgegen wirken. Wir wollten Eltern niedrigschwellige Möglichkeiten geben, das bei der Taufe gegebene Versprechen von der christlichen Erziehung trotz der vielfach vorhandenen Unsicherheit, einzuhalten. Die Idee ist, dass sie von uns Anregungen bekommen, durch Briefe zum Tauftag und durch die praktischen Impulse bei Familiensonntagen und Familienfreizeiten.

Dede: Wie bauen Sie die Arbeit auf, wie laden Sie ein, was ist jetzt anders als Ihre vorherige Arbeit?

Mörchen: Ich konnte an vieles anknüpfen, was ich vorher gemacht habe. Vor allem hatte ich bereits viele motivierte Ehrenamtliche an der Seite, die mit mir gemeinsam die neue Arbeit planen und durchführen.  

Neu ist für uns, dass wir immer wieder den Spagat versuchen, Familien mit großen und kleinen Kindern anzusprechen. Wir überlegen bei jedem Thema, das wir anpacken, welche Relevanz es für die kleinen und für die großen Kinder hat und was die Eltern bei diesem Thema interessieren könnte. Außerdem suchen wir nach Überschriften und Begriffen, die auch Leute verstehen und ansprechen, die der Kirche nicht so nah stehen. Das gelingt uns mal mehr, mal weniger. Im Herbst, beim Familiensonntag zum Thema Frieden haben wir – einem Vorschlag aus dem Textthemenplan des Kindergottesdienstes folgend - Michel aus Lönneberga als Titelhelden gewählt und für das Plakat einen blonden Jungen aus der Gemeinde entsprechend verkleidet. Das kam gut an, nicht nur bei kirchlichen Insidern. In der Kirche wurde dann das Lied aus den Michel-Filmen gesungen, das kannten Kleine und Große und konnten es mitsingen.

In Buxtehude, was im Speckgürtel von Hamburg liegt, sind die Kirchenmitglieder in der Bevölkerung in der Minderheit. Selbst die, die noch in der Kirche sind, wissen häufig nicht, was es mit dem Glauben eigentlich auf sich hat und wofür Kirche überhaupt steht. Der Traditionsabbruch, der auch von der Bewegung Kirche² (oder  ‚Fresh Expressions of Church‘) immer wieder beschrieben wird, ist bei uns überall spürbar. Dagegen wollten wir etwas tun. Wir wollten bewusst generationsübergreifende Angebote schaffen, die diesem Traditionsabbruch entgegen wirken. Wir wollten Eltern niedrigschwellige Möglichkeiten geben, das bei der Taufe gegebene Versprechen von der christlichen Erziehung trotz der vielfach vorhandenen Unsicherheit, einzuhalten. Die Idee ist, dass sie von uns Anregungen bekommen, durch Briefe zum Tauftag und durch die praktischen Impulse bei Familiensonntagen und Familienfreizeiten.

Dede: Wie bauen Sie die Arbeit auf, wie laden Sie ein, was ist jetzt anders als Ihre vorherige Arbeit?

Mörchen: Ich konnte an vieles anknüpfen, was ich vorher gemacht habe. Vor allem hatte ich bereits viele motivierte Ehrenamtliche an der Seite, die mit mir gemeinsam die neue Arbeit planen und durchführen.  

Neu ist für uns, dass wir immer wieder den Spagat versuchen, Familien mit großen und kleinen Kindern anzusprechen. Wir überlegen bei jedem Thema, das wir anpacken, welche Relevanz es für die kleinen und für die großen Kinder hat und was die Eltern bei diesem Thema interessieren könnte. Außerdem suchen wir nach Überschriften und Begriffen, die auch Leute verstehen und ansprechen, die der Kirche nicht so nah stehen. Das gelingt uns mal mehr, mal weniger. Im Herbst, beim Familiensonntag zum Thema Frieden haben wir – einem Vorschlag aus dem Textthemenplan des Kindergottesdienstes folgend - Michel aus Lönneberga als Titelhelden gewählt und für das Plakat einen blonden Jungen aus der Gemeinde entsprechend verkleidet. Das kam gut an, nicht nur bei kirchlichen Insidern. In der Kirche wurde dann das Lied aus den Michel-Filmen gesungen, das kannten Kleine und Große und konnten es mitsingen.

Dede: Sie legen in Ihrer Arbeit einen Schwerpunkt auf Familien/Taufe. Was können Sie zum Konzept sagen?

Mörchen: Die Kinder, die seit März 2017 bei uns getauft worden sind, bekommen jedes Jahr Taufbriefe zum Tauftag mit einem Impuls zur christlichen Erziehung und mit einem kleinen, dazu passenden Geschenk. Das können Kressesamen sein, ein Fischmagnet oder eine Klappkarte mit Kindergebeten darauf. Die ersten Briefe richten sich noch an die Eltern, später werden die Briefe an die Kinder adressiert.

Zur Taufe bekommen die Familien eine edle blaue Mappe mit einem schönen Foto vom Taufstein unserer Kirche darin. Außerdem findet sich in der Mappe ein Anschreiben an die Eltern und an das Kind und viel Platz für eigene Fotos, Kinderbilder, Eintragungen etc. In dieser Mappe können Sie auch die Briefe sammeln, die von da an jedes Jahr zum Tauftag ankommen. Diese Mappe kann Eltern unterstützen, beim Entwickeln von christlichen Ritualen in der Familie. Mit den regelmäßigen Briefen verbinden wir die Hoffnung, dass der Glaube wach gehalten und vielleicht sogar der Kontakt zur Kirche erneuert wird. Dass die Kirche sich nicht nur meldet, wenn sie Geld will, sondern auch, um etwas weiterzugeben, das kommt gut an.

Zusätzlich zu den Taufbriefen machen wir auch Angebote in der Gemeinde, bei denen Familien teilnehmen können: Etwa die Familiensonntage, dreimal im Jahr. Wir beginnen mit einem bunten und sehr lebendigen Gottesdienst und vertiefen anschließend im Gemeindezentrum das Thema mit vielen kleinen Angeboten: Da hatten wir, als es um David und Goliath ging, eine große Sandsackschleuder und eine Schokokuss-Wurfmaschine im Garten. Wir haben ein anderes Mal wie Michel Männchen geschnitzt und wie Sadako in Hiroshima Kraniche gefaltet, es wurden  riesige Türme gebaut, Erste Hilfe gelernt und wir hatten die Feuerwehr zu Besuch ... Immer wird viel gesungen.

Für die Eltern gab es eine Kinderbibelausstellung, mit Tipps und Auswahlkriterien. Zu jedem Thema gibt es mindestens eine Stellwand mit einem schriftlichen Gesprächsimpuls ... Einige Väter und Kinder kochen gemeinsam etwas Leckeres und alle Familien bringen etwas für ein Buffet mit. Das gemeinsame Essen wird immer mit einem einfachen christlichen Lied begonnen. Anschließend endet der Familiensonntag mit einem Segen. Damit machen wir deutlich: Es braucht nicht viel, oft sind es kleine Gesten, Aktionen, Gedanken oder Rituale, die Gott in den Familienalltag holen können.

Außerdem bieten wir einmal im Jahr ein Familienfest und eine Familienfreizeit an, darüber könnte ich jetzt nochmal genauso viel erzählen ...

Dede: Wie ist die Resonanz auf Ihre Arbeit? Was gelingt besonders gut?

Mörchen: Die Kirche ist immer gut gefüllt, bei unseren Familiensonntagen. 150 Besucherinnen sind keine Ausnahme. Wir bekommen zu diesen Sonntagen auch viel sehr positives Feedback, von ganz verschiedenen Familien. Hier sehen wir neben denen, die schon echte Stammgäste sind, immer wieder neue Familien. Auch bei denen, die  jetzt schon ganz regelmäßig zu den Familiensonntagen  erscheinen, sind einige, die sonst nicht in den Gottesdienst oder in den Kindergottesdienst kommen.

Einzelne Kontakte, die über Familiensonntag und Familienfreizeit entstanden sind, haben schon Früchte getragen: Ein Vater ist über die erste Familienfreizeit in den Kirchenvorstand gekommen, ein anderer Vater von zwei Grundschulkindern hat seine Söhne nach dem ersten Familiensonntag gleich zur Taufe angemeldet ... Aber das sind natürlich die Highlights, das erleben wir nicht täglich.

Die Taufbücher kommen auch gut an. Die Taufeltern empfinden es als sehr wertschätzend, dass die Gemeinde sich nach der Taufe von sich aus regelmäßig bei ihnen meldet.

Leider habe ich selbst fast noch keine Reaktionen auf einzelne Taufbriefe bekommen. Insofern weiß ich noch nicht, was dabei besonders gut ankommt. Wir überlegen aber gerade, im nächsten Jahr einen Rückmeldebogen beizulegen, wenn wir die Briefe verschicken, um in Erfahrung zu bringen, was den Empfänger*innen gut gefällt und was nicht.

Dede: Gibt es Momente und Erfahrungen aus der Arbeit, die Sie besonders berührt haben? Mögen Sie davon erzählen?

Mörchen: Ja, diese Momente gibt es immer wieder und natürlich erzähle ich gerne davon:

  • Zwei Familien haben nach Familiensonntagen spontan zugesagt, beim Lebendigen Adventskalender der Gemeinde ein Fenster zu gestalten und haben das dann mit ihren kleinen Kindern gemeinsam sehr einfühlsam und liebevoll gemacht – das war herzerwärmend mitzuerleben.
  • Nach der ersten Familienfreizeit hat mir ein damals achtjähriges Mädchen in einem Geburtstagsgruß geschrieben: „Ich finde dich so nett, weil du immer den Kindern zuhörst und weil du so viele gute Ideen hast.“
  • Bei einem Familiensonntag habe ich beobachtet wie ein kleiner Junge mit Lernbehinderung voll Hingabe eine Stunde lang Puppen und Kuscheltiere mit bereitgestellten Verbänden und Pflastern verarztet, ihnen Spritzen gegen und sie abgehört. Er war mit diesem schlichten Angebot absolut glücklich.
  • Ein schwer zu bändigender Drittklässer hat im Herbst unter Anleitung eines jugendlichen Teamers sehr gewissenhaft Origami-Kranich gefaltet, - vielleicht weil er die Geschichte des Mädchens in Hiroshima dazu kannte oder weil es ein großer Junge war, der die Anleitung übernommen hat?