Diakonin im Wendland

Nachricht 20. November 2019

Birgit Thiemann

Birgit Thiemann ist Diakonin im Wendland, einem Gebiet im östlichen Niedersachsen. Warum es sich dort gut arbeiten lässt, lesen Sie im folgenden Interview.

Dede: Sie sind Diakonin im Wendland. Dieses Gebiet liegt am östlichen Rand unserer Landeskirche und ist durch den Widerstand gegen die Endlagerung von Atommüll bekannt geworden. Ich würde sagen, das Wendland ist dort, wo der Widerstand zuhause ist – und es ist bekannt durch die kulturelle Landpartie. Wie lässt es sich dort arbeiten?

Thiemann: Es lässt sich hier wunderbar arbeiten – und leben! Sonst wäre ich nicht schon so lange (seit 1985) hier. Meine Arbeitsbereiche haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, so dass sich das Tun immer wieder neu und frisch aufstellt. Das ist wohl auch ein Merkmal unseres Kirchenkreises. Wir sind unterwegs und in Bewegung, immer um Formen für kirchliches Leben und Arbeiten zu entwickeln, die für uns passend und tragfähig sind. Und das im Miteinander von Menschen im Hauptberuf und Ehrenamtlichen.

Dede: Wie fließen Aspekte dieser regionalen Besonderheit in die kirchliche Arbeit ein? Was ist das Besondere an der Arbeit in dieser Region?

Thiemann: Ich erlebe es so: Wir haben ein ausgesprochen gutes, kollegiales und freundschaftliches Arbeitsklima. Egal welcher Berufsgruppe jemand angehört, ist es für jeden und jede klar, dass uns die Gestaltung von kirchlichem Leben hier im ländlichen Raum nur gelingt, wenn wir uns als Team, das gemeinsam unterwegs ist, verstehen. Und das wird mit Leben gefüllt. Transparenz bei Entscheidungen, Offenheit im Umgang miteinander, auch Fürsorge für die anderen, dass genieße ich als Vorzüge unserer Region. Und weil ich weiß, dass das durchaus nicht überall so ist, umso mehr.

Dede: Sie sind für die Arbeit in einer Region mit mehreren Kirchen- bzw. Kapellengemeinden tätig. Wie koordinieren Sie die Arbeit in den Gemeinden? 

Thiemann: Ich habe in den Gemeinden meiner Region jeweils einen konkreten Arbeitsauftrag. Dass ist gut, weil ich dadurch auch wirklich mit den einzelnen Gemeinden verbunden bin und Einblick in das, was die Gemeinden ausmacht, habe. Darüber hinaus habe dann meistens ich „den Hut auf“, wenn es um regionales Geschehen und Handeln geht. Zum Beispiel habe ich den Vorsitz im Regionalbeirat inne.

Dede: Und was sind genau Ihre Aufgaben?  Haben Sie Arbeitsschwerpunkte? Wo liegen Ihre Vorlieben? Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Thiemann: Ein Schwerpunkt ist der Kindergottesdienst, den ich in zwei Gemeinden leite. Da war schon immer mein Herzblut, von Anfang an als jugendliche Teamerin bis heute. Ich war auch über lange Jahre KiGo-Beauftragte im Kirchenkreis. Und als weiterer Schwerpunkt ist sicher der KU-4, bzw. seit diesem Jahr der KU-3, und der Konfirmandenunterricht an einer Schule für Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen zu nennen. Besonders lieb sind mir auch die Kinderfreizeit und die Kinderbibelwoche, die ich immer mit jugendlichen Teamern und Teamerinnen durchführe und das jährliche KonfiCamp ein großes Highlight im Jahreskreis, dass wir mit allen Hauptamtlichen meiner Region, ca. 65 jugendlichen Teamerinnen und Teamern und ca. 100 Konfis durchführen. Das Arbeiten mit Jugendlichen empfinde ich immer als sehr spannend und wertvoll.
Überhaupt liebe ich die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen sehr. Auch das ist ein Baustein, der die Arbeit frisch und lebendig hält, selbst wenn sich die inhaltliche Arbeit turnusmäßig wiederholt. Neben dem üblichen Strauß von unterschiedlichen Aufgaben, die sich halt dazugesellen, ist ein größerer Zweig noch meine Tätigkeit in der MAV. Und in den vergangenen sechs Jahren nahm auch die Synodentätigkeit einen großen Raum in meiner Arbeit ein.

Dede: Wie gelingt die Zusammenarbeit in Ihrem Arbeitsfeld, Ihrer Region. Wie machen Sie das als Team –auch mit anderen Berufen?

Thiemann: Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in meiner Region gelingt reibungslos und ist geprägt von wertschätzendem Umgang und großer kollegialer Unterstützung. Und das gilt für alle Berufsgruppen. Es gibt auch einige gemeinsame Arbeitsfelder. Ein Beispiel ist die Kinderbibelwochenarbeit. In der Nachbargemeinde ist dafür ein Pastor zuständig. Seit 20 Jahren ist es üblich, dass wir das Auftaktseminar zur Teamvorbereitung gemeinsam vorbereiten und durchführen. Das ist für uns toll und auch für die Jugendlichen, die sich dadurch in einer großen Runde als christliche Gemeinschaft wahrnehmen können und als Einsteiger und Alte Hasen im Team voneinander profitieren. Beim KonfiCamp sind wir mit allen Unterrichtenden der Region dabei. Das ist ein ausgesprochen stärkendes Element für uns als Team und Jahr für Jahr - bei aller Anstrengung an diesem Wochenende - eine schöne Erfahrung.

Thiemann: Ich gehöre dem Kirchenkreistag an. Von da aus bin ich Mitglied im Struktur- und Stellenplanungsausschuss und Jugendausschuss. Als Synodale (die ich 6 Jahre lang war) habe ich immer an den Sitzungen des Kirchenkreisvorstandes teilgenommen. Ab und an bin ich in den Kirchenvorständen meiner Region zu Gast. Über die Kirchenkreiskonferenz – die wirklich eine ist – besteht ein guter Kontakt mit allen Hauptamtlichen des Kirchenkreises.

Als Regionaldiakon*innen haben wir eine enge Verbindung mit dem Kirchenkreisjugenddienst und gestalten die Jugendarbeit des Kirchenkreises gemeinsam in Verantwortung und Ausführung.

Dede:  Eine Besonderheit ist, wie Sie schon beschrieben haben, dass Sie Mitglied der 25. Landessynode sind. Wie passt diese Aufgabe, die Sie angenommen haben mit Ihrer Tätigkeit als Diakonin zusammen?

Thiemann: Für mich kann ich sagen: Ausgesprochen gut. Ich habe vom Anstellungsträger und dem Kolleg*innenkreis volle Rückendeckung für mein Tun auf landeskirchlicher Ebene erfahren. Das war natürlich hilfreich, da die Abwesenheitszeiten mit den weiten Wegstrecken von uns aus durchaus nennenswert sind. Ich finde es ungemein wichtig, dass auch die Sichtweise unseres Berufsstandes in landeskirchliche Entscheidungsprozesse eingespielt wird. Die Erfahrungen aus unserem Berufsalltag müssen Gehör finden, wenn Perspektiven für zukünftiges kirchliches Handeln entwickelt werden. Die berufliche Situation unseres Berufsstandes muss in den Blick kommen, damit auf Dauer für eine attraktive Ausbildung und ein attraktives Berufsbild Sorge getragen wird.

Dede:  Wo und wie sollten sich Diakone und Diakoninnen aus Ihrer Sicht engagieren?

Thiemann: Gremienarbeit muss man mögen. Ganz klar. Aber wer dafür etwas übrighat, sollte die Möglichkeiten, die sich bieten nutzen. Ich habe das während meines ganzen Berufslebens so erfahren: Da, wo vorgedacht wird, wo Entscheidungen getroffen werden, wo verschiedene Sichtweisen gebraucht werden, wo Erfahrungen mit unterschiedlichen Zielgruppen eingetragen werden müssen, da sollten auch Diakone und Diakoninnen mit am Tisch sitzen. Ein gutes Ganzes entsteht aus der Vielfalt. Und dazu braucht es gar nicht immer eine Stimmberechtigung. Ein beratender Sitz in einem Gremium kann ebenso wirksam sein.

Dede: Wenn jemand mit Ihnen Kontakt aufnehmen möchte, wie kann er/sie Sie erreichen?

Thiemann: Gerne über die üblichen Kontaktkanäle – einschließlich AB. Ich melde mich garantiert.

thiemann-luechow@gmx.de
Fon: 05841 6705
Mobil: 0175 9433586
Adresse: Plater Blick 4, 29439 Lüchow

Dede: Herzlichen Dank für das Gespräch.