Stadtteilladen Bremervörde

Nachricht 11. Juni 2019

Leiterin des Stadtteilladen Bremervörde

Im Stadtteilladen Bremervörde soll Menschen Hilfestellungen angeboten werden, damit sie für ihre Probleme selbst Lösungen finden und diese mit Hilfe ihrer ureigenen Ressourcen umsetzen können. Der Stadtteilladen wird von Diakonin Almut Schmidt geleitet und der Auftrag mit unterschiedlichen Angeboten und Aktionen umgesetzt. (Stichworte: Gemeinwesendiakonie, Familien, Integration, Prävention)

Dede: Frau Schmidt, Sie sind Diakonin und leiten den Stadtteilladen in Bremervörde. Wer ist der Träger des Ladens? Was geschieht dort? Wer kommt zu Ihnen?

Schmidt:  Der "Stadtteilladen Bremervörde - Kinder und Familien stärken" ist ein „offener Treff“ für Grundschulkinder und ihre Eltern und auch für Senior*innen aus der Nachbarschaft. Mit einer Gruppe engagierter Ehrenamtler*innen bieten wir von Montag bis Donnerstag eine Hausaufgabenbegleitung und anschließend verschiedene pädagogisch begleitete Spielangebote, auch Kochen und Kreatives, für die Kinder aus dem Stadtteilumfeld an. Eltern und Alleinerziehende finden hier eine Anlaufstelle für erste Fragen zur Sozialberatung, wir arbeiten eng mit Beratungsstellen in Stadt und Kirchenkreis zusammen. Der Stadtteilladen Bremervörde ist ein Projekt der Ev.-luth. Auferstehungsgemeinde und des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven.

Dede: Warum musste für diese Arbeit ein „Laden“ gegründet werden? Kann das nicht auch ganz normale Aufgabe einer Kirchengemeinde oder vielleicht besser des Diakonischen Werkes sein?

Schmidt: Der Stadtteilladen ist eine Anlaufstelle im Stadtteil, fußläufig erreichbar für Familien und auch Senioren und Nachbarn. Diese Nähe zum Wohnort und der offene Charakter des Angebotes ist ein großes Plus für den Kontakt hinein in den Stadtteil. Der große Raum mit den großen Schaufenstern zur Straße bietet eine große Transparenz für die Anwohner, als geschützter Beratungsraum ist mein Büro geeignet.

Ich wünschte mir, dass jede Kirchengemeinde sozialdiakonische Felder für sich als eigene Aufgabe entdeckt und sich für die Menschen in ihrer Nachbarschaft, egal welcher Religionszugehörigkeit oder welchem Milieu angehörig, engagiert. Dies ist nicht nur Aufgabe des Diakonischen Werkes, in dem Kolleg*innen mit hoher Fachkompetenz sitzen. Die große Chance ist der direkte Kontakt in den Stadtteil hinein und die enge Zusammenarbeit mit dem DW und anderen Hilfeeinrichtungen.

Dede: Sie verbinden Kirche und Diakonie. Sind Sie auch mit weiteren Trägern vernetzt?

Schmidt: In Bremervörde gibt es ein Netzwerk „Frühe Hilfen“, in dem der Stadtteilladen Mitglied ist. Dort schließen sich Einrichtungen für soziale Hilfen und Kitas zusammen. Wir arbeiten eng mit den Fachdiensten im DW (Sozial-, Schwangeren-, Schuldner- und Migrationsberatung) zusammen, mit der Erziehungsberatungsstelle und Mitarbeitenden des Jugendamtes. Vor allem der enge Kontakt zu den Grundschulen vor Ort ist wichtig.

Dede: Wie viele Menschen arbeiten mit Ihnen zusammen?

Schmidt: Im Stadtteilladen ist ein Team von 14 Personen engagiert, ich bin hauptberuflich mit 38,5 Wo/Std. angestellt. Schulpraktikant*innen und Schüler*innen eines Projektes „Verantwortung übernehmen“ bereichern das Team.

Dede: Leitung des Ladens und Diakonin – wie passt das zusammen? Was sind Ihre Aufgaben?

Schmidt: Diakonin sein und den Stadtteilladen leiten – das passt sehr gut zusammen! Als gut ausgebildete Gruppenarbeiterin begleite ich das Team der Ehrenamtlichen, sorge für regelmäßige Austauschtreffen und gelegentliche Fachimpulse, z.B. zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“. Weitere Gruppen, die ich begleite und leite sind eine internationale Frauengruppe, mit syrischen, afghanischen und deutschen Frauen, die Seniorengruppe „Maschentreff“, den Nachbarschaftstreff und natürlich die Gruppe der Grundschulkinder, die täglich in den Stadtteilladen kommen. Ein- zweimal jährlich beteiligen wir uns an der Gottesdienstgestaltung in Koop mit dem Frauenwerk und an den Treffen der Ehrenamtlich Engagierten in der Kirchengemeinde. Regelmäßige Teilnahme an Dienstbesprechungen in der Gemeinde und im Diakonischen Werk. So bietet die Arbeit einen breiten Fächer an sozialen und diakonischen Aufgaben.

Dede: Was muss „man“ gelernt haben um diese Arbeit machen zu können und was davon haben Sie in Ihrem Studium gelernt?

Schmidt: Aus meinem Studium habe ich vor allem gruppendynamische Kompetenzen, natürlich Kenntnisse in Pädagogik, Soziologie, Psychologie und Gesprächsführung  mitgenommen, erforderlich ist ein hohes Maß an Kommunikationsbereitschaft und Freude am Netzwerken, eine wertschätzende und an den Ressourcen der Menschen orientierte Haltung sind Grundvoraussetzung für sozialdiakonische, gemeinwesenorientierte Arbeit.

Dede: Wie finanziert sich die Arbeit?

Schmidt: Der Stadtteilladen ist finanziert durch Mittel des Diakonischen Werkes in Niedersachsen, der Stadt Bremervörde und des Kirchenkreises. Sachmittel werden durch Spenden finanziert.

Dede: Gibt es Wermutstropfen und Highlights aus der Arbeit von denen Sie berichten mögen?

Schmidt: Der Wermutstropfen ist, dass unser Raum mit 42 m² recht klein ist für 18-25 Kinder, die täglich den Laden besuchen und wir außer meinem Büro keinen Differenzierungsraum haben. Highlights sind auf jeden Fall unsere Ausflüge zum Reiten, ins Kindertheater oder in den Zoo in der Wingst, unsere Ferienangebote, wie z.B. das Mosaiken von Tabletts und Verschönern der Mädchen- und Jungen-WCs (siehe Fotos) oder auch der Besuch der Polizei, die kurz mit Blaulicht vorfährt :). Und wenn der Spielplatz in unserer Nähe erst zum Bolzplatz umgestaltet worden ist, können die Kinder endlich auch Fußball spielen, ohne dass wir sie ständig bremsen müssen wegen der Verkehrsstraße.

Dede: Wie kann man mit Ihnen Kontakt aufnehmen und wo kann man mehr erfahren?

Schmidt: 
Im Internet sind wir zu finden unter www.stadtteilladen.wir-e.de
Mail: stadtteilladen.brv@gmail.com    
Fon: 04761 9264-345 Mobil: 0173 4815 196

Dede: Liebe Frau Schmidt, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Almut Schmidt ist im Kirchenkreis Bremervörde-Zeven angestellt und arbeitet dort seit Juli 2017 als Diakonin und Leiterin des Stadtteilladens Bremervörde. Sie hat Religionspädagogik in Hannover studiert und ihr Diplom im Jahr 1989 erhalten. Anschließend wurde sie im Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck als Kreisjugendwartin eingestellt und als Diakonin eingesegnet.

Nach der Geburt der beiden ältesten Töchter 1991 und 1992 und einer Elternzeit war Almut Schmidt in der Lüneburger St. Michaelisgemeinde im Bereich Kindergruppenarbeit und Kindergottesdienst in Teilzeit angestellt. Weitere Stationen nach der Geburt der dritten Tochter 1996 und einer Elternzeit war die Leitung des Ev. Jugendzentrums "Die Scheune" in Worpswede in Stellenteilung mit ihrem Mann, der ebenfalls Diakon ist. Nach elf Jahren im Worpsweder Jugendzentrum wechselte sie in die Bremische Ev. Kirche und übernahm die Leitung der neu installierten Jugendkirche Bremen "Garten Eden 2.0" in Gröpelingen, ein innovatives Projekt mit Entwicklung jugendkultureller Angebote und besonderer Gottesdienstformen für junge Leute ohne kirchliche Sozialisation. Nach acht Jahren ging sie zurück in die Hannoversche Landeskirche, um die sozialdiakonische gemeinwesenorientierte Arbeit im Stadtteilladen Bremervörde zu übernehmen.